Journaling: Wie Tagebuch schreiben dein Leben verändern kann

Es ist über 20 Jahre her, als ich es das letzte Mal wirklich durchgezogen habe, das Tagebuchschreiben täglich über einen langen Zeitraum hinweg durchzuhalten.

Damals war ich ein Teenager und habe alles, was mich belastete – und das ist in diesem Alter durchaus eine Menge – in meinem Tagebuch festgehalten habe.

Damals war es noch ein kleines Büchlein, das durch ein Schloss vor fremden Blicken geschützt war. Der Schlüssel lag an einem streng geheimen Ort, damit meine Eltern bloß nicht auf die Idee kamen, einen Blick rein zu werfen.

Abgesehen davon, dass man diese alten Tagebücher ganz leicht mit einer Büroklammer öffnen konnte, war es der für mich richtige Weg alle meine Gefühle, Emotionen und Gedanken zu ordnen.

Ich kann mich noch sehr gut an den Tag erinnern, als ich von der Schule nach Hause kam, mich ausgestattet mit Stift und meinem Tagebuch auf mein Bett warf und zu schreiben begann.

Mein Papa musste nur einen Blick in mein Zimmer werfen, um zu wissen, was los war. Ich brauchte Zeit für mich. Danach würde es mir schon viel besser gehen und ich würde vielleicht darüber reden, was vorgefallen war.

Auch heute noch hilft mir das Schreiben, wieder Klarheit in meine Gefühle und in mein Denken zu bringen.

Dabei schreibe ich längst nicht mehr täglich in mein Tagebuch.

Regelmäßigkeit muss beim Tagebuchschreiben nicht sein

Hingegen der Ansicht ganz vieler “Experten” bin ich der Meinung, dass es nicht notwendig ist, ein tägliches Tagebuch zu schreiben.

Natürlich kann es dir anfangs dabei helfen, rein zu kommen und auch wirklich dran zu bleiben. Wie das mit neuen Gewohnheiten nun einmal so ist, sollte man sie regelmäßig ausführen, um seine Ziele zu erreichen.

Das weiß ich schon.

Trotzdem sehe ich es in diesem Fall komplett anders.

Ein Tagebuch ist etwas sehr persönliches.

Gibt es überhaupt irgendetwas, das noch persönlicher ist, als ein Büchlein, in das man selbst jene Gedanken schreibt, die man seiner besten Freundin nicht erzählen würde?

Deshalb finde ich, dass der Druck aus dieser Sache genommen werden sollte.

Tagebuch schreibt man, um seine Gefühle und Gedanken zu ordnen.

Zumindest bei mir fällt nicht jeden Tag etwas an, über das ich unbedingt schreiben muss.

Nicht jeden Tag werde ich aufgewühlt, oder kann meine Gefühle nicht beschreiben, bevor ich nicht darüber geschrieben habe.

Nicht jeden Tag plage ich mich mit Gedanken, die ich unbedingt geordnet haben möchte.

Versteh mich bitte nicht falsch. Ich bin nicht zen-mäßig gelassen und kann über alle Aufregung hinwegsehen und bei allen Vorkommnissen in mir ruhen.

Auch bei mir spielen Gefühle und Gedanken einmal verrückt.

Aber eben nicht täglich.

Es würde mich nur unglaublich stressen, wenn ich jeden Tag in mein kleines Büchlein schreiben muss. Ich will reinschreiben dürfen, wenn mir danach ist.

Mit diesem “das musst du jeden Tag machen”-Befehl, wäre die entspannende Wirkung, die das Tagebuch schreiben eigentlich auf mich hat, sofort verflogen.

Das ist auch der Grund, weshalb ich mir vor dem Verfassen dieses Artikels keinen einzigen anderen durchgelesen habe.

Alleine bei meiner kurzen Recherche auf Pinterest ist mir bereits aufgefallen, dass das mal wieder ein Thema ist, das so aufgehypt und mit Zwang beladen wird, dass es nicht mehr schön ist.

Dabei kann Tagebuch schreiben so befreiend sein.

Die unglaubliche Wirkung des Journalings aka Tagebuchschreibens

Journaling
Pexels / Pixabay

Journaling, oder wie ich es gerne nenne, Tagebuchschreiben, hat eine unglaublich befreiende Wirkung auf mich.

Einfach ohne viel Nachzudenken alle Gedanken und Gefühle beim Schreiben raus zu lassen, wirkt mindestens genauso gut, wie einem kleinen Wutanfall durch einen kräftigen Schrei im Wald Luft zu machen.

Es befreit aber nicht nur, es klärt auch die eigene Sicht auf die Situation, die einen vielleicht belastet.

Indem ich mich mit einem Thema so sehr befasse, dass ich alles dazu niederschreibe, lasse ich nicht nur alle meine Gefühle zu und raus, ich entwickle auch schon während des Schreibens eine neue Sicht.

Manchmal kommen mir Erkenntnisse durch das geschriebene Wort, die mir Stunden des Nachdenkens nicht gebracht hätten.

Du kannst es mit einem Gespräch mit deiner besten Freundin vergleichen. Nur, dass du deine intimsten Gedanken, die dir vielleicht auch einmal ein kleines bisschen peinlich sind, nicht verraten musst.

Dein Tagebuch, kann dein bester Freund sein, von dem du ganz genau weißt, dass er niemals über dich urteilen, oder auch nur ein Wort weitererzählen würde.

Wenn du das nicht willst, wird niemand jemals deine Worte lesen

So kannst du einfach frei darauf los schreiben, ohne den Druck zu spüren, dass deine Worte gut gewählt, die Grammatik richtig, deine Ausdrucksweise vorzeigbar, oder der Inhalt geistreich ist.

Du kannst dir einfach alles von der Seele schreiben, später vielleicht einmal wieder nachlesen und feststellen, dass das vermeintliche Problem gar nicht so schlimm war, wie du gedacht hattest.

Denn auch, wenn du dir ältere Einträge erneut durchliest, kann das ein toller Prozess für deine Weiterentwicklung sein.

Du wirst vermutlich erkennen, dass du gewachsen bist und damalige Herausforderungen, von denen du dachtest, du würdest sie niemals meistern, heute ein Klacks für dich sind.

Ein weiterer Punkt, der absolut dafür spricht, ein Tagebuch zu führen, ist, dass du dich dadurch selbst besser kennen lernst.

Bringst du deine Gedanken und Gefühle zu Papier, kann es durchaus passieren, dass dir manche Seiten an dir, erst so richtig bewusst werden.

Du kannst das Tagebuch schreiben und das spätere Durchlesen der Blätter dafür nutzen, deine eigenen Werte, deine Stärken und auch deine Schwächen besser kennen und lieben zu lernen.

Lies dir nur einmal ein Tagebuch durch, dass schon ein oder mehrere Jahre alt ist und du wirst sehen, dass du Zuneigung für den Menschen verspürst, der du damals warst. Weil das offen über Gefühle und Gedanken schreiben, menschlich macht.

Selbst wenn du mit einem Schmunzeln auf den Lippen denkst, dass das damals unsinnige Problemchen waren, über die du dir Gedanken gemacht hast, wirst du dich einfach lieb haben müssen.

So gesehen kann das Schreiben eines Journals dir auch dabei helfen, mehr Selbstliebe zu entwickeln und deinen Selbstwert zu steigern.

So schreibst du dein Tagebuch

Tagebuch
StockSnap / Pixabay

Der wohl interessanteste Abschnitt an diesem Artikel.

Oder etwa nicht?

Wenn du dir nämlich eine Schritt für Schritt Anleitung erhofft hast, muss ich dich leider enttäuschen.

Beim Tagebuch schreiben gibt es kein Richtig oder Falsch.

Alles, was du tust, wenn es für dich stimmig ist, ist richtig.

Ob du nun tatsächlich einen Text à la “Liebes Tagebuch, heute ist mir folgendes passiert…” schreibst, oder deine Gedanken und Gefühle in Form von Gedichten niederschreibst, ist für die Wirkung vollkommen irrelevant.

Wichtig ist einzig und alleine, dass du dich mit der Art und Weise, wie du dein Tagebuch führst, wohl fühlst.

Vergiss nicht: Niemand wird dein kleines, persönliches Büchlein jemals lesen – außer, du möchtest das. Deshalb ist es komplett egal, wie du es handhabst.

Solltest du das Gefühl haben, täglich schreiben zu wollen, obwohl ich erzählt habe, dass das nicht notwendig ist, dann mach es.

Ich schreibe auch manchmal häufiger und manchmal weniger oft. Als Teenager hat es mir unglaublich geholfen, tatsächlich täglich in mein Tagebuch zu schreiben.

Hast du noch nie ein Tagebuch geführt und möchtest so richtig rein kommen, ist es sogar sinnvoll täglich zu schreiben. Du weißt schon, die Sache mit den Gewohnheiten.

Ich wollte dir nur klar machen, dass du dir keinen Druck machen musst.

Wenn du es nicht täglich tust, geht die Welt davon nicht unter. Und wenn Tagebuch schreiben an sich nichts für dich ist, bist du deshalb auch kein schlechterer Mensch.

Nur, weil es ein tolles Werkzeug für deine Persönlichkeitsentwicklung, spirituelle Entwicklung und zur Entspannung ist, heißt es noch lange nicht, dass es das richtige für dich ist – oder gar das einzige Werkzeug auf diesem Planeten.

Hab Spaß daran, wenn du möchtest und verlass dich da einfach auf deine Intuition.

Das 6 Minuten Tagebuch

Falls du nun doch eher der Typ bist, der nicht einfach auf einer leeren Seite drauf los schreiben kann, gibt es Abhilfe.

Vielleicht kennst du schon das 6 Minuten Tagebuch.

Mein Freund, Markus, hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht.

Das 6 Minuten Tagebuch hat vorgefertigte Seiten mit Punkten, die du täglich – in 6 Minuten – ausfüllst.

Du übst dich damit in Achtsamkeit, Selbstliebe, Dankbarkeit und Gelassenheit.

Es unterstützt dich bei deiner Persönlichkeitsentwicklung und hilft dir, die Gewohnheit des Tagebuch schreibens in dein Leben zu integrieren.

Du findest es ganz einfach hier auf Amazon*.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Teilen
Pin
Twittern